Stadtspaziergänge

Ein Tal mit Ausblick – 12.5.2019: Das Wetter meinte es gut mit der Bürgerinitiative „Bürger für Meißen- Meißen kann mehr“, denn pünktlich 10 Uhr zum Treffpunkt der Maiwanderung am vergangenen Sonntag zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen an einem ansonsten verregneten Wochenende. 28 Meißner Bürger und Hündin Fee trafen sich am Parkplatz hinter dem Kaufland im Triebischtal, um während einer Wanderung durch den Stadtwald über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft dieses Stadtteils zu reden. Der Blick über die Gartensparte „Stadtblick“ bot erste Gelegenheit auf die traditionsreiche Geschichte der Jutespinnerei zurückzublicken. 1872 gegründet, hatte diese Fabrik vor allem vielen Meißner Frauen eine Arbeit gegeben. Über die jüngere Geschichte der Jutespinnerei ab 1960 erzählte Frau Schmidt, die bis zur Abwicklung des Betriebes 1991 dort gearbeitet hatte. Sie war es auch, die zur Erinnerung an den Textilstandort Informationstafeln im Kaufland angebracht hatte. Frau Schmidt verwies auf den reichen Fundus im Stadtarchiv und im Schaudepot des Stadtmuseums zur Geschichte der Spinnerei. Man konnte spüren, welche Bedeutung diese Zeit in der „Jute“ für sie und viele andere Kollegen gehabt hatte. Der Blick von der Gartensparte reichte dann weiter auf den, in den letzten Monaten und Jahren heiß diskutierten, ehemaligen Kohlelagerplatz, auf dem gerade ein P+R Parkplatz gebaut wird. Es ist bedauerlich, dass in Meißen die Chancen zu einer nachhaltigen Entwicklung des Triebischtales unter Einbeziehung des Kohlelagerplatzes so wenig erkannt werden. Vielleicht kommt nach der Stadtratswahl neuer Schwung in die Debatte und Meißen kann doch noch im Jahr 2029 Besucher zur Landesgartenschau begrüßen. An mehreren Stellen im Stadtwald waren die für die Entwicklung der keramischen Industrie wichtigen Ausgangsgesteine (Quarzporphyr und Pechstein) sichtbar. Aus ihnen entstand durch Verwitterung das berühmte Kaolin. Auf dem weiteren Weg Richtung Hohe Eifer freuten sich alle Wanderer über die fast kunstvoll gezeichneten Lehrtafeln des Naturlehrpfades. Die Pflege und Wartung dieser Tafeln erfordern einen hohen Aufwand. Die Idee, dass sich Meißner Schulen in Projekten darum kümmern, wurde sehr begrüßt, da besonders Schulklassen diese Lehrpfade gern nutzen. Vielleicht kann der Schulträger, die Stadt Meißen, diese Idee an die Schulen nachdrücklich weitergeben. 10 000 gepflanzte Bäume zur Hochwasserprävention waren unser nächstes Ziel. Es ist sehr beeindruckend diese Zahl an Minibäumchen zu sehen, in der Hoffnung, dass in den nächsten zehn Jahren kein Starkregen auf die Region Meißen niedergeht! Die Teilnehmer vom BUND stellten fest, dass der Boden auf Grund einer fehlenden Boden- und Strauchbepflanzung wohl wieder weggespült werden wird. Außerdem kann auch der Laie erkennen, dass Pflegemaßnahmen an den bereits früher angelegten Aufforstungen fehlen. Nach einer kurzen Rast und einem Blick zum Rückhaltebecken 2, das ebenfalls als Schlammrückhaltemaßnahme dienen soll, ging es weiter Richtung „Aussicht an der Hohen Eifer“. Die gut gepflegten Wanderwege und eine Top-Ausschilderung sind für alle eine Freude. Allerdings liegen in den Taleinschnitten umgefallene Stämme und anderes Restholz. Diese Stämme drohen bei Starkregen als „Geschosse“ ins Tal abzugehen und dort durch die unnatürliche Beschleunigung des Baches großen Schaden anzurichten. Da sollte der Forst aktiv werden. Die bronzezeitliche Wallanlage „Hohe Eifer“ führte uns wieder in die Vergangenheit dieser Gegend und alle waren sich einig, dass hier durchaus ein besonderes touristisches Ziel für Meißen vorhanden wäre. Es ist schade, dass der ehemalige Siedlungsplatz als landwirtschaftliche Fläche genutzt wird und nicht einmal Raum für einen Rundwanderweg auf dem Plateau gelassen wurde. Auch fehlt eine detaillierte Tafel oder beispielsweise ein Palisadenzaun-Modell, um den Wanderern die ehemalige Struktur der Anlage in der Bronzezeit näherzubringen. Nach einem Blick von der Aussicht in das hintere Triebischtal ging es wieder zurück mit dem Ziel Abenteuerspielplatz. Die kleine Blindschleiche, die sich am Wegrand sonnte, war für Herrn Gelinsky beste Gelegenheit von seinen Gesprächen mit der Stadtverwaltung zu berichten. Seit 3 Jahren bemüht er sich um das Anlegen eines kleinen Biotops an der Ochsendrehe, um dort den Bestand an Lurchen und Feuersalamandern zu retten. Leider wurde sein Engagement bisher nicht unterstützt und die Zahl der Lurche geht weiter zurück. Aufgeben will er aber nicht. Viele gute Ideen, aber auch ein realistischer Blick auf die Möglichkeiten unserer Stadt Meißen wurden diskutiert. Die Wanderung zeigte neue Blicke und Ausblicke auf das Triebischtal. Ein Stadtteil mit viel Potential, der mit bürgerlichem Engagement und einem interessierteren neuen Stadtrat, mehr ins Bewusstsein der Stadt gerückt werden könnte. Vielen Dank an Susanne, Grit und Ulrike, die diese Wanderung organisiert haben und natürlich vielen Dank an alle Teilnehmer, die durch ihre spontanen Beiträge, die 3 1/5 Stunden zu einem Erlebnis gemacht haben.